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„VOM GLÜCK IM UNGLÜCK
ARBEITEN IN UND AUS DER ISOLATION“

Der Kunstraum hase29 präsentiert Werke von 16 Künstlerinnen und Künstlern aus der Zeit des Lockdowns. Die Corona-Pandemie hat der Welt, unserer Gesellschaft und damit uns allen Grenzen aufgezeigt: in psychischer, sozialer, ökonomischer und medizinischer Hinsicht. Wir haben alle – jeder auf eigene Weise -Erfahrungen mit Grenzen machen müssen. Das Homeoffice verwandelt die eigenen vier Wände für sehr viele Menschen in einen Zwischenraum, in dem neue Normalitäten erprobt werden müssen.

Teilnehmende Künstler*innen: Renke Brandt, Luzia-Maria Derks, Jonas Fleckenstein, Lotfi Ghariani, Kerstin Hehmann, Christine Hoffmann, Zandra Harms, Gunilla Jähninchen, Lucas Kuster, Lucie Langston, Gabriele Undine Meyer, Reiner Nachtwey, Kai-Uwe Onken, Cornelia Rößler, Sophia Schomberg, Elisabeth (Lis) Schröder, Matthias Surges

Titelfoto: Kerstin Hehmann, Alles auf Abstand, 2020

KURATOR*IN
Michael Kröger
Elisabeth Lumme
Lena Wolters

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Wie hat die Corona-Pandemie die Menschen und ihre Zeit verändert? Als habe jemand auf die kollektive Stopptaste gedrückt, lese ich gerade in der SZ. Die Gegenwart, die wir früher mit vielen anderen täglich neu und anders teilten, müssen wir seit Monaten nun viel häufiger allein mit uns selbst und wenigen Anderen bewältigen. Das Jetzt erscheint uns langsamer, gleichzeitig irgendwie träge aber auch intensiver als früher dahinzufließen. In manchen Momenten nistet sich ein anderes Lebensgefühl ein: da wir das Plänemachen und die Zukunftsgestaltung gerade unterbrochen haben, warten wir jetzt auf andere, hoffentlich wieder freiere, zwanglose Zeiten. Dass die Kunst im Einklang mit Gegenwart unser Leben aktiviert weiß jeder, der selbst künstlerisch produziert oder im Kunstkontext arbeitet. Die gegenwärtige Corona-Zeit erscheint uns doppeldeutig: wir haben, real und gefühlt, viel mehr freie, selbst zu bestimmende Zeit – müssen also nicht unbedingt an die Zukunft denken, sondern können uns intensiver auf das konzentrieren, was uns gerade übrig bleibt: das Gefühl, dass wir abwarten müssen. Wir können aber auch kreativ sein und nachdenken über das, was uns immer schon am Herzen gelegen hat. Und vielleicht spüren wie nicht bloß, dass wir durch die pandemischen Zeitumstände verändert werden, sondern wie wir auch trotz aller Einschränkungen uns mit unserer „eigenen Zeit“ wieder etwas mehr anfreunden können. Auch wenn wir gerade die Zukunft etwas aus dem Blick verloren haben, wir haben ja noch uns – trotz der Gegenwart, die sich gerade nur leider etwas maskiert hat …

– Michael Kröger

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Die beiden großformatigen schwarz / weiß Grafiken entstanden im Frühsommer des Jahres 2020 in der Zeit des ersten Corona bedingten lookdowns. Es sind Fingerzeichnungen die auf einem Smartphone entstanden sind und deren Grundlage Fotografien / screenshots aus den digitalen newsmedien sind bzw. fotografische Beobachtungen aus meinem Alltagsleben. Solche Arbeiten – Smartphonezeichnungen – entstehen seit ca. 10 Jahren. Alle Zeichnungen sind schwarz / weiß und alle sind hochformatig.

Im Rahmen dieses Werkzyklus entstehen seit geraumer Zeit Bilder chaotischer Situationen von Gestrüpp (wild wuchernde Natur), von Gerümpel und Müllhalden, von Ruinen und zerstörten Stadtlandschaften aus den Katastrophengebieten dieser Welt. Im vorliegenden Fall betrachte ich diese aus den Fugen geratene Welt durch ein Drahtgitter das sich über die gesamte Bildfläche zieht. Es scheint als stünde ich außerhalb der dargestellten chaotischen Welt. Ein Glück. In Zeiten von erzwungener Isolation können die digitalen Medien uns ein umfassendes Bild von der Welt vermitteln. Nicht immer ist das auch ein Glück. 

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beide Arbeiten: O.T. Aachen 2020 120 x 220 cm (hochformat) Smartphonezeichnung. schw./w. Inkjetprint auf Bütten, ungerahmt, frei hängende Papierarbeit. aufl. 1/3 

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im Vordergrund der Beitrag von:
Christine Hoffmann
„Stop and go“ , 2020, Installation, Weißer Ton, blaue LED-Glühbirne,
2,20 x 2,20 m, ©Christine Hoffmann

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